Stabile Finance-Strukturen, gelebte Kultur und echte Prozessautomatisierung – in dieser Folge von Finance & Data zeigt Yves Bruchner (SFS Gruppe), wie Unternehmen Finance, Organisation und Kultur zu einem skalierbaren System verbinden. Im Fokus: ein klares Target Operating Model, dokumentierte End-to-End-Prozesse, hohe Dunkelverarbeitung, datengestützte Entscheidungen und psychologische Sicherheit als Produktivitätsmotor. Bruchner erklärt, warum Transformation nur gelingt, wenn Standards, Transparenz und Verantwortlichkeiten konsequent gelebt werden – und wie Beratung, Outsourcing und Technologie gemeinsam echte Wertschöpfung erzeugen.
Yves Bruchner ist Gründer der SFS-Gruppe, zu der die OptiThink GmbH (Organisationsentwicklung & Digitalisierung) sowie die FSS AG (Outsourcing für Payroll, Accounting & Controlling) gehören. Mit über 25 Jahren Erfahrung im Rechnungswesen – vom transaktionalen BPO bis zur Managementberatung – verbindet er Prozess-Exzellenz, kulturelle Transformation und skalierbare Finance-Strukturen zu einem integrierten Ansatz. Sein Credo: Psychologische Sicherheit, klare Rollen und robuste Prozesse sind die Grundlage jeder erfolgreichen Transformation.Im Gespräch mit Julian Molitor erklärt er, warum Kultur der unterschätzte Hebel in Finance-Organisationen ist, wie Unternehmen echte Skalierbarkeit erreichen – und weshalb Fehler, Transparenz und Ownership die wahren Produktivitätstreiber sind.
Julian Molitor: Herr Bruchner, schön, dass Sie da sind. Lassen Sie uns direkt einsteigen: Wie kam es zur Gründung der SFS-Gruppe – und wo sehen Sie heute den größten Bedarf?
Yves Bruchner: Vielen Dank für die Einladung. Die Gründung war letztlich eine logische Konsequenz aus meiner Erfahrung. Ich komme aus dem Rechnungswesen, habe alle Positionen durchlaufen und sowohl Beratung als auch BPO von innen erlebt. Dabei wurde deutlich: Die großen Hebel entstehen genau zwischen diesen Welten. Wer transaktionale Prozesse versteht, erkennt schneller komplexe Themen – und wer Projekte strukturiert führt, kann diese Erkenntnisse in echte Transformation übersetzen. Diese Symbiose fehlte oft – also habe ich sie gebaut.
Julian Molitor: Ein spannender Ansatz. Sie verbinden Finance, Organisation und Kultur – vor allem der Kulturbegriff überrascht viele CFOs. Warum ist er für Sie so zentral?
Yves Bruchner: Weil er in der Praxis fast alles erklärt. In 26 Jahren habe ich gelernt: Muster wiederholen sich, egal wie groß das Unternehmen ist. Und der Kern ist fast immer menschliches Verhalten. Prozesse, Systeme, Strukturen – das sieht man. Was man nicht sieht, sind die Werte, Annahmen, Glaubenssätze. Das Eisbergmodell beschreibt das sehr gut.Wenn der Reifegrad der Menschen nicht steigt, scheitert jede Transformation – egal wie gut die Tools sind. Kultur ist das Fundament dafür, ob Regeln gelebt, Fehler geteilt und Verbesserungen angenommen werden. Der Satz „Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken“ trifft es sehr gut: Wenn Führung nicht vorlebt, funktioniert nichts.
Julian Molitor: Was ist Ihr Ansatz, um diese Veränderung tatsächlich in die Organisation zu bringen?
Yves Bruchner: Dokumentation, Transparenz und Vorleben. Wissen muss festgehalten werden, Regeln müssen klar sein – und Menschen müssen verstehen, warum etwas getan wird. Psychologische Sicherheit ist zentral: Fehler dürfen passieren, aber sie müssen im System landen, damit andere sie nicht wiederholen.Viele schreiben schöne Konzepte, aber der Unterschied entsteht erst im täglichen Vorleben und gemeinsamen Durchhalten.
Julian Molitor: Viele Unternehmen suchen aktuell stärker nach Skalierbarkeit. Was sind für Sie die wichtigsten Komponenten einer skalierbaren Finance-Organisation?
Yves Bruchner: Für mich bauen sich skalierbare Organisationen auf vier Säulen: Standards & Automatisierung – Dunkelverarbeitung, klare End-to-End-Prozesse. Datenqualität – Vollständigkeit, Zeitnähe, Systemintegrität. IC-Sicherheit – wirkungsvolle, aber schlanke Kontrollprozesse. Menschen & Kompetenz – kontinuierlicher Aufbau von Fähigkeiten. Ich bin ein großer Fan des Target Operating Models. Es schafft Klarheit über Verantwortlichkeiten, Prozesse und Rollen. Ohne TOM entsteht nie echte Skalierbarkeit.
Julian Molitor: Wie verhindert man bei datengetriebenen Strukturen, dass Führung ins Micromanagement abrutscht?
Yves Bruchner: Indem man Ownership wirklich zulässt. Menschen tragen nicht nur Verantwortung für Aufgaben, sondern für Ergebnisse. Führung muss den Rahmen setzen – aber auch loslassen können.Fehler gehören dazu. Man muss entscheiden, welche Fehler vertretbar sind und welche nicht. Und: Mitarbeitende müssen verstehen, warum Entscheidungen fallen. Nur dann folgt echte Verantwortung – statt blinder Ausführung.
Julian Molitor: Viele CFOs wünschen sich eine aktivere Rolle im Value Creation-Prozess. In der Realität wird Finance aber oft vom Tagesgeschäft überrollt. Wie gelingt der Schritt zum echten Werttreiber?
Yves Bruchner: Indem Finance zuerst im eigenen Verantwortungsbereich exzellent wird: Datenqualität, Klarheit, Verlässlichkeit. Danach geht es darum, Brücken zu anderen Bereichen zu bauen – Verständnis für Geschäftsmodelle, Prozessketten, Kundenlogiken.Und: neue Geschäftsvorfälle dürfen nicht isoliert entstehen. Wir haben in früheren Projekten z. B. eine Geschäftsvorfallsmatrix genutzt – jeder neue Fall musste von Einkauf über Vertrieb bis Rechnungswesen durchlaufen. Das erzeugt Verständnis und verhindert Blindspots.
Julian Molitor: Digitalisierungsvorhaben scheitern häufig. Was macht für Sie ein erfolgreiches Digitalprojekt aus?
Yves Bruchner: Ein Wort: Relevanz.Es geht nicht um Tools von der Stange, sondern um firmenspezifische Use Cases. Menschen müssen sich in den Lösungen wiederfinden. Sobald das passiert, entsteht Akzeptanz – und oft sogar Begeisterung.Ich sage immer: „Der Appetit kommt beim Essen.“ Wenn Mitarbeitende sehen, wie ein Use Case echten Mehrwert stiftet, kommen sie selbst mit weiteren Automatisierungsideen. Das ist der Punkt, an dem Digitalisierung wirklich fliegt.
Julian Molitor: Die SFS-Gruppe besteht aus Beratung und Outsourcing. Welche Rolle spielt Automatisierung im Outsourcing-Bereich?
Yves Bruchner: Eine zentrale. Wir starten immer mit Prozessaufnahme, Schnittstellenanalyse und Standardisierung. Viel Zeit gewinnt man über Systemvernetzungen und das Eliminieren manueller Excel-Strecken.Wir arbeiten mit interdisziplinären Teams: Finance, IT, Prozessmanagement – gemeinsam. Oft reichen schon kleine Skripte oder Micro-Automationen, um enorme Effizienz zu schaffen. Schritt für Schritt entsteht so ein robustes, skalierbares Operating Model.
Julian Molitor: Wie führen Sie Ihre Gruppe selbst – und was davon geben Sie an Kunden weiter?
Yves Bruchner: Ich sage immer: „Mit Kanonen auf Spatzen schießen lohnt sich.“Wir wollen die besten Leisten haben – nicht die schlechtesten. Deshalb leben wir, was wir predigen: TOM, klare Rollen, Skill- und Tätigkeitsmatrizen, Prozesshoheit und konsequente Automatisierung.Das schärft nicht nur die Organisation, sondern auch das Verständnis der Mitarbeitenden. Und dieses Verständnis ist wiederum die Grundlage, Kunden bestmöglich zu beraten.
Julian Molitor: Wenn ein CFO Sie heute beauftragt – was wäre der erste Schritt?
Yves Bruchner: Immer: zuhören und verstehen. Wir starten mit einem Company Assessment – 360 Grad, Gespräche auf allen Ebenen, Analyse der Philosophie, Prozesse, Kultur.Erst danach entsteht die Roadmap. Und erst dann entscheiden wir, welche Partner, Tools oder Rollen wir einbinden. Jede Organisation ist anders – und 50 % der Realität sieht man nie in einem Erstgespräch. Man muss eintauchen.
Julian Molitor: Zum Abschluss: Wo sehen Sie die SFS-Gruppe in fünf Jahren?
Yves Bruchner: Wir wollen unter den Top-10-Run-&-Transformationsplattformen im DACH-Mittelstand stehen – basierend auf drei Säulen: SFS AG als skalierender BPO-Dienstleister für Payroll, Accounting, Controlling, HR. OptiThink als Transformationsbegleiter mit starkem Finance-IT-Know-how. Ein interdisziplinäres Netzwerk, das entlang der CFO- und COO-Agenda-Lösungen statt Stunden verkauft.
Das Ziel ist klar – und erreichbar.
Julian Molitor: Vielen Dank für die Einblicke, Herr Bruchner. Ein sehr spannendes Gespräch.
Yves Bruchner: Vielen Dank, Herr Molitor. Hat mich sehr gefreut.





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