Finanzierung strategisch denken statt nur Kredite verhandeln – in dieser Folge von Finance & Data zeigt Thomas Becer (CEO, FinMatch AG), wie Mittelständler ihre Finanzierungsstruktur in einem herausfordernden Umfeld zukunftsfähig aufstellen: hohe Zinsen, strengere Banken, komplexe Förderlandschaft. FinMatch bringt über 1.000 Finanzierungspartner mit Unternehmen zusammen, qualifiziert Anfragen sauber vor, steuert einen strukturierten Ausschreibungsprozess – und screened jede Transaktion auf Fördermittel. Im Fokus: Kapitaldienstfähigkeit + Storytelling – denn die beste Finanzierung entsteht, wenn Struktur, Cashflow und Strategie konsistent zusammenspielen.
Thomas Becer ist CEO der FinMatch AG, einer der führenden Finanzierungsplattformen für den Mittelstand in der DACH-Region. Mit über 1.000 Finanzierungspartnern – von Banken über Private-Debt-Anbieter bis hin zu Förderinstituten – bringt FinMatch Unternehmen und Kapitalgeber strukturiert zusammen und begleitet den gesamten Prozess von der Ausschreibung bis zum Abschluss.
Im Gespräch mit Julian Molitor, Gründer von Novemcore, spricht Becer über die Zukunft der Mittelstandsfinanzierung, die Kunst des „Storytellings“ in der Kapitalbeschaffung und darüber, warum Fördermittel oft unterschätzt werden – obwohl sie über den Erfolg oder Misserfolg einer Finanzierung entscheiden können.
Julian Molitor: Herr Becer, für alle, die FinMatch noch nicht kennen – was genau macht Ihre Plattform?
Thomas Becer: Wir bringen unsere Kunden mit dem richtigen Finanzierungspartner zu den besten Konditionen zusammen. Über unsere Corporate-Finance-Plattform haben wir Zugang zu über 1.000 Partnern – etwa 80 % davon Banken, der Rest sind Leasing-, Factoring- oder Private-Debt-Gesellschaften.
Der Matching-Prozess erfolgt algorithmisch – sprich: Wir gleichen die Finanzierungsanfrage mit den Kriterien unserer Partner ab, bis der „Perfect Match“ entsteht. Und das Beste daran: Jede Transaktion wird automatisch auf Fördermittel und Zuschüsse geprüft – und wenn es etwas zu holen gibt, übernehmen wir die komplette Abwicklung.
Julian Molitor: Klingt nach einem sehr effizienten Modell. Welche Hürden sehen Sie aktuell für mittelständische Unternehmen bei der Finanzierung?
Thomas Becer: Die Herausforderungen sind vielschichtig: hohe Zinsen, striktere Regulierung, geringere Kreditbudgets, komplexe Förderlandschaft – das alles kommt gleichzeitig. Diese Kombination führt dazu, dass viele Unternehmen sich schwertun, die optimale Lösung zu finden. Genau da setzen wir an: Wir betrachten jede Finanzierung ganzheitlich und stellen sicher, dass Struktur, Strategie und Cashflow des Unternehmens zusammenpassen. Denn nur dann ist die Finanzierung nachhaltig.
Julian Molitor: Welche Rolle spielt dabei die Kapitaldienstfähigkeit – also die Frage, ob Zins und Tilgung getragen werden können?
Thomas Becer: Sie ist der Dreh- und Angelpunkt jeder Finanzierung. Kreditgewährung erfolgt immer auf der Annahme, dass Kapitaldienstfähigkeit gegeben ist. Aber heute kommt ein weiterer Erfolgsfaktor hinzu: das Storytelling.
Zahlen und Fakten sind die Pflicht – aber die Kür ist, wie Sie Ihr Vorhaben präsentieren. Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Kapital? Wie passt die Finanzierung zur Unternehmensstrategie? Das überzeugt Investoren und Banken mehr als reine Kennzahlen. Wir sagen immer: Eine gute Finanzierungsstory ist wie Zahnpasta – wenn sie einmal draußen ist, lässt sie sich nicht mehr zurückholen. Deshalb muss sie von Anfang an sitzen.
Julian Molitor: Das klingt nach einer klaren Verbindung von Strategie und Finanzierung. Wie unterstützen Sie Ihre Kunden konkret dabei?
Thomas Becer: Bei uns gibt es immer einen festen Ansprechpartner, der gemeinsam mit dem Kunden in einem „Deal-Team“ die Finanzierungsstory entwickelt. Bevor wir in die Ausschreibung gehen, analysieren wir 360 Grad: Strategie, Cashflow, Investitionslogik und Risiken. Erst dann gehen wir mit einem qualifizierten Profil in den Markt.
Diese Kombination aus technologischem Matching und menschlicher Expertise ist unser Erfolgsmodell – ein bewusst hybrider Ansatz. Denn am Ende entscheidet Vertrauen, nicht nur der Algorithmus.
Julian Molitor: Ein weiteres zentrales Thema ist die Nutzung von Fördermitteln. Viele Unternehmen tun sich damit schwer. Wo liegt aus Ihrer Sicht das größte Potenzial?
Thomas Becer: Ganz klar: in der intelligenten Kombination. Es gibt zwei große Themenfelder, die aktuell besonders attraktiv gefördert werden – Energieeffizienz und Innovation. Unter diesen Überschriften liegen viele Programme, die man oft gar nicht kennt.
Und hier sehen wir immer wieder dieselben Fehler: keine Förderung beantragen, zu spät beantragen oder nicht den besten Fördertopf nutzen. In einem Projekt konnten wir eine Hausbank-Finanzierung von zehn auf über achtzig „Geldeinheiten“ erweitern – Faktor acht – nur durch die optimale Erschließung von Fördermitteln. Das zeigt, wie viel Geld häufig einfach liegen bleibt.
Julian Molitor: Das ist ein beeindruckendes Beispiel. Wie sieht der typische Prozess bei FinMatch aus?
Thomas Becer: Der Ablauf ist zweistufig. Zuerst analysieren wir gemeinsam mit dem Kunden die Finanzierungsanforderung, qualifizieren sie für den Ausschreibungsprozess und prüfen parallel, welche Fördermittel infrage kommen. Dann starten wir die Ausschreibung über unsere Plattform.
Unsere Finanzierungspartner hinterlegen dort ihre Matching-Kriterien – und der Kunde sitzt immer im Driver Seat: Er entscheidet, wer die Anfrage sehen darf und mit wem er in den Dialog geht. Innerhalb von zehn Bankarbeitstagen liegen die Angebote vor, die wir systematisch aufbereiten und vergleichen. Das Ergebnis ist maximale Transparenz – und meist auch deutlich bessere Konditionen.
Julian Molitor: Sie haben kürzlich eine strategische Partnerschaft mit der Deutschen Beteiligungs AG geschlossen. Was bedeutet das für FinMatch?
Thomas Becer: Das ist für uns ein Meilenstein und gleichzeitig eine Bestätigung unserer Arbeit. Die Deutsche Beteiligungs AG ist als Minderheitsaktionär eingestiegen – mit dem Ziel, die Professionalisierung und die Weiterentwicklung unserer Plattform voranzutreiben.
Wir sprechen intern von der „Agenda 2030“: Wir wollen FinMatch technologisch, strukturell und organisatorisch auf das nächste Level heben – mit neuen Expertinnen und Experten, einem starken Sparring im Aufsichtsrat und klarer Wachstumsstrategie. Die DACH-Region bleibt dabei unser Kernmarkt, aber langfristig denken wir auch über Internationalisierung nach.
Julian Molitor: Abschließend: Welche Trends werden die Mittelstandsfinanzierung in den nächsten Jahren prägen?
Thomas Becer: Es wird kein einzelner Trend sein – sondern das Zusammenspiel vieler Faktoren. Banken behalten ihre Legitimität, Private-Debt-Fonds drängen stärker in den Markt, Förderprogramme bleiben zentral. Gleichzeitig steigt die regulatorische Komplexität, und genau deshalb braucht es Plattformen wie unsere: als Bindeglied zwischen Unternehmen, Kapitalgebern und Förderinstitutionen.
Wir sehen uns als Enabler dieser Verbindung – damit der Mittelstand in einem immer komplexeren Umfeld auch künftig die besten Finanzierungsbedingungen erhält.
Julian Molitor: Herr Becer, vielen Dank für die spannenden Einblicke und das Gespräch. Für alle, die mehr erfahren möchten: Die Kontaktdaten zur FinMatch AG finden Sie in den Show Notes – ebenso wie den Link zu Novemcore.


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